5. Mo 22, 5 steht:
„Es soll nicht Mannszeug auf einem Weibe sein, […] denn wer irgend solches tut, ist ein Gräuel für den HErrn, deinen Gott.“
Man kann sich ernsthaft fragen, ob diese Stelle heute noch gilt, schließlich steht sie im Alten Testament. Man kann auch fragen, ob Hosen heute noch Männerkleidung sind. Ich wollte es einmal aus einer anderen Perspektive betrachten: Kann ich glauben, dass Frauen, die Hosen tragen, dem Herrn ein Gräuel sind? Ein „Gräuel“ ist schließlich nichts, was man eben mal aus Versehen, oder in einem unachtsamen Moment tut. Es ist auch nichts, was man unbewusst, oder aus Unwissenheit tut. Ein riskantes Überholmanöver mag ja Sünde sein, aber es ist kein „Gräuel“. Einen Baalstempel dagegen baut man nicht aus Versehen, oder weil man sein Herz nicht bewacht hat; das tut man bewusst, auch in dem Bewusstsein, dass man nicht Gott dienen kann, und den Götzen.
Auf persönlicher Ebene würde ich die Frage mit „Nein“ beantworten: Es gibt Frauen, die Hosen tragen, und die ansonsten den Eindruck erwecken, sie wären ernsthafte Christen. Bei ihnen ist die Hose nicht Ausdruck einer gottlosen Lebensweise. Das heißt nicht, dass die Entscheidung deswegen richtig ist, aber sie wurde nicht in dem bewussten Abfall von Gott getroffen, der beispielsweise notwendig ist, einen Götzentempel zu bauen. In dem Sinn: „Frauen, die Hosen tragen, sind an und für sich kein Gräuel.“
Auf Gemeindeebene kann ich das nicht mehr ganz so laut „Nein“ sagen: Es gibt schon einige Gemeinden, in denen Frauen Hosen tragen, und die bekennen, dass die Bibel Gottes Wort sei, und der Maßstab für ihr Handeln. Auf verschiedenen Gebieten wie der Sexualmoral, Diensten von Frauen, und anderen Themen, bei denen der Zeitgeist deutlich von der Schrift abweicht, sehen sie die Dinge oft „nicht so eng“, oder erklären gleich mit einer sonderbaren Begründung, dass die Stellen heute nicht mehr gelten. Sicher wird auch in den Rock-und-Zopf-Gemeinden immer wieder der eine oder andere Vers übergangen, es gibt auch in den strengen Gemeinden Mitläufer wie es in den liberaleren Gemeinden ernstere Christen gibt, aber im Großen und Ganzen ist dort, wo Frauen bewusst Röcke tragen, schon ein anderer Ernst. Einen weniger großen Ernst würde ich jetzt aber noch keinen Gräuel nennen.
Auf gesellschaftlicher Ebene muss man klar sagen: „Ja, es ist ein Gräuel“: Mit den Hosen für die Frauen kam die sexuelle „Freiheit“, die Auflösung der Ehe, und in der Folge die Auflösung der Familie, und die Abtreibung, Dinge, die ich mit der Bibel für unvereinbar halte. Hier ist die Hose ganz klar Bekenntnis zu einem gottlosen Lebensstil. Das sehen sie selbst übrigens genauso: Diese „modernen“ Menschen gehen sehr bewusst und vehement gegen den Glauben und die Gläubigen vor, vor allem, wenn sie den Glauben Ernst nehmen, also „Fundamentalisten“ sind.
Interessant finde ich dabei, dass diese modernen Menschen den Rock als Zeichen der „Unterdrückung“ der Frau sehen - wobei man bedenken muss, dass es für sie eine verantwortliche Führung durch den Ehemann nicht geben kann; auch freiwillige Unterordnung ist für sie „Unterdrückung“. Die Frauen tragen heute Hosen, weil die anderen Frauen auch welche tragen, sie haben deswegen keine Entscheidung getroffen. Wenn aber Röcke angesprochen werden, oder eine Frau bewusst Röcke trägt, dann sind sie sich sehr bewusst, dass sie das nicht wollen, und warum nicht. In eingeschränktem Maß gilt das übrigens auch für die Gemeinden, in denen Hosen für Frauen üblich sind.
Was lernen wir daraus? Erst einmal nichts für die Kleiderordnung: Das Wort „Gräuel“ weist auf einen größeren Zusammenhang hin, auf einen Widerstand gegen Gott, häufig im Götzendienst. Das Phänomen der Frauen in Hosen trat zusammen mit anderen gesellschaftlichen Entwicklungen, um nicht zu sagen Sünden, oder gar Gräuelsünden auf. Genau das waren sie, Sünden und Gräuelsünden, die bewusste und gewollte, grundsätzliche Abwendung von Gottes Ordnungen. Die Hosen für die Frauen sind da letztlich ein Mosaiksteinchen. Ich will nicht sagen, dass das unwichtig ist, aber es kommt nicht allein; wer Hosen für Frauen als sündhaft empfindet, der sollte sich daher überlegen, was er noch als sündhaft zu empfinden hätte, und wer Frauen in Hosen gut heißt, der wird sich überlegen müssen, was mit der „modernen Welt“ noch alles gekommen ist.
Ich sehe in der „modernen“ Welt mit ihrem unablässigen, aggressiven Streben nach einer Auflösung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, in „Gleichberechtigung“, Gleichstellung und Gender Mainstreaming, ein Streben gegen das Wort des Gottes, das behauptet, er habe sie als Mann und Frau geschaffen. (1. Mo 1,27) Das ist so weit gekommen, dass sich selbst SPD-Mitglieder fragen, warum nur noch das Geschlecht eine Rolle spielt, aber nicht die Herkunft. Warum fragt man, wie viele Frauen studieren, aber nicht, wie viele Arbeiterkinder? Genau deshalb: Weil das Ganze mit „sozial“ nicht zu tun hat, im Grunde nie damit zu tun hatte; das Ziel war von Anfang an eine Auflösung der Ordnungen, und ein Krieg gegen den Gott, der sie gegen hatte:
„Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“
Und wenn Christen die Ordnungen Gottes beachten wollen, kein „Gräuel“ sein wollen, dann gehört dazu sicher mehr als die richtigen Beinkleider. Wer aber erkannt hat, dass die Hosen für die Frauen nicht mit der ersten Welle des Feminismus einhergingen, also nicht zusammen mit dem Wahlrecht kamen, sondern mit der zweiten Welle, also zusammen mit der „Liberalisierung“ der Ehe und dem „Recht“ auf Abtreibung, der wird sich es vielleicht noch einmal überlegen, ob Hosen für Frauen schon allein richtig sind, weil es die Anderen auch machen.
Stand: 31.12.2015